Klingt im ersten Moment komisch, oder?
Lass mich dir zeigen, wie genau das zusammenpasst.
Vom Unterbewusstsein hast du bestimmt schon gehört – diesen wahnsinnig mächtigen Teil unseres Gehirns. Es beeinflusst unsere Denkweise und bestimmt mehr als 90 Prozent unsere Entscheidungen. Damit hat es maßgeblichen Einfluss auf unseren Lebensweg. Doch wir merken das im Alltag gar nicht.
Unser Bewusstsein ist also zu 90 % untergetaucht.
Es ist wie der Teil des Eisbergs, der unter der Meeresoberfläche liegt: Versteckt, doch mächtig genug, um die Titanic zum Untergang zu bringen.
Ähnlich ist es in Unternehmen. Auch da ist so einiges einfach mal untergetaucht.
Die Spitze des Eisbergs – das, was wir im Unternehmen sehen können – das sind die Struktur, die Regeln und die Verhaltensmuster der Menschen im Unternehmen.
Und was liegt unter der Oberfläche? Was ist untergetaucht?
Die Kultur eines Unternehmens. Die so mächtige DNA, die über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Die darüber entscheidet, ob Menschen ins Unternehmen kommen oder weglaufen.
Doch was genau ist eine Unternehmenskultur?
Die Überzeugungen, Werte und Annahmen, die das Verhalten und die Entscheidungen innerhalb eines Unternehmens maßgeblich bestimmen.
Informelle Strukturen und Beziehungen.
Geschichten aus der Vergangenheit.
Die Bedürfnisse der Menschen.
Das tagtägliche Verhalten der Mitarbeitenden und vor allem der Führung.
Jetzt stell dir vor, wir könnten in diese Unterwasserwelt eintauchen und die dort verborgenen Kräfte verstehen und lenken.
Kein Science-Fiction. Denn durch Hypnose können wir ins menschliche Unterbewusstsein gelangen. Hypnose erlaubt uns, unbewusste Glaubenssätze zu lösen, um positive Veränderungen in unserem Leben zu bewirken.
Nun denkst du bestimmt: „Aber ein ganzes Unternehmen kann man doch nicht hypnotisieren!“.
Stimmt, aber wir können von Hypnose lernen, um das "Unterbewusstsein" eines Unternehmens - seine Kultur - besser zu verstehen und positiv zu gestalten.
Der Eisberg der Unternehmenskultur
Das Modell von Edward T. Hall beschreibt die Unternehmenskultur anhand eines Eisberges. Was wir sehen können, ist nur ein kleiner Teil seiner gesamten Masse. Der größte Teil liegt verborgen unter der Wasseroberfläche.
Das Modell veranschaulicht, wie die sichtbaren Elemente der Unternehmenskultur und die nicht sichtbaren Anteile des Verhaltens in Organisationen zusammenhängen.
Der sichtbare Teil beschreibt die offensichtlichen und leicht zugänglichen Elemente eines Unternehmens: Die Sachebene.
Doch der zweite Teil hat den deutlich größeren Einfluss auf die Unternehmenskultur. Er befindet sich verdeckt unter der Oberfläche. Das ist die Beziehungsebene im Eisbergmodell. Dieser Teil bleibt oft unbeachtet.
Das ist ein massiver Fehler.
Nehmen wir ein Beispiel:
Ein bislang erfolgreiches Unternehmen, das in der oberen Liga seiner Branche mitspielt. Ein glänzendes Bürogebäude, eine starke Strategie und Hochglanzwerbung, die großartige Werte kommuniziert. Das ist die sichtbare Spitze des Eisbergs.
Doch was passiert unter der Oberfläche? Stell dir vor, du trittst ein und triffst auf eine Kultur der Angst. Bei jedem Fehler werden Schuldige gesucht. Geführt wird durch Macht und Kontrolle. Die Grundhaltung des Managements: Mitarbeiter sind faul und brauchen klare Ansagen.
Das ist der unsichtbare Teil des Eisbergs. Er ist verantwortlich für ein Arbeitsumfeld, das Innovationen hemmt, demotiviert und schließlich dazu führt, dass talentierte Mitarbeitende das Unternehmen verlassen.
Früher kein Problem, denn junge Talente standen schon an. Doch wir stehen am Anfang eines tiefgreifenden Wandels in der Arbeitswelt. Könner suchen sich Arbeitgeber, die zu ihren Werten passen und die einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Das Eisbergmodell macht also deutlich: Wer Kultur gestalten will, muss auch auf der Beziehungsebene arbeiten. An der Haltung, den Denkweisen und den Grundannahmen. Nur so gelingt eine Transformation. Nur so können Unternehmen zukünftig erfolgreich sein. Und das lässt sich nicht per Anordnung oder auf Knopfdruck verändern.
Wie entstehen Grundüberzeugungen und Glaubenssätze?
Viele unserer Grundüberzeugungen entstehen in unserer Kindheit. Durch unsere Weltbildpräger. Wenn dir beispielsweise deine Eltern immer das Gefühl gegeben haben, du bist nur gut, wenn du gute Leistungen in der Schule bringst, dann hast du vielleicht auch als Erwachsener oft das Gefühl: Ich bin nicht gut genug. Ich werde nur akzeptiert, wenn ich gute Leistungen bringe.
Auf die gleiche Weise wirken deine eigenen Gedanken, die du denkst.
Oder die Worte des Chefs, der seine Mitarbeiter ständig klein hält und ihnen immer wieder sagt, was sie alles falsch machen.
Das alles ist Hypnose.
Hypnose ist kein besonderer Zustand, den wir nur in tiefer Trance erleben können. Hypnose ist immer. Hypnose ist ein Prozess. Hypnose ist Kommunikation, die wirkt. Es ist der Reality Loop, in dem du dich selbst immer wieder gefangen hältst.
Es ist dein Gedanke, der wirkt (als Gefühl im Körper). Erfahrungen, die du machst. Und daraus entstehen wieder Glaubenssätze und deine Überzeugungen.
Ein Beispiel:
Du denkst: „Das funktioniert eh nicht. Ich kann das nicht“ (Gedanke / Imagination).
Du bekommst ein flaues Gefühl im Bauch und wirst dein Vorhaben nur halbherzig angehen (dein Gefühl und Erleben).
Das Projekt geht schief (Erfahrung).
Das bestätigt deine Überzeugung: „Ich wusste es doch. Ich kann das nicht.“ (Glaubenssatz).
Es ist der gleiche Reality-Loop, der die Kultur in Unternehmen prägt.
Auch hier ein Beispiel:
Der Chef zeigt sich verletzlich und gibt seine Fehler zu. Er fragt seine Mitarbeiter nach ihrer Meinung. Er ändert seine eigene Meinung, wenn er merkt, dass er im Unrecht ist. (Haltung)
Es entsteht eine psychologische Sicherheit im Team. Die Mitarbeiter sind offener. Sie trauen sich, ihre Meinung zu sagen. Sie fühlen sich wertgeschätzt. (Gefühle)
Das Team wird mutiger, innovativer und effektiver. Das Team arbeitet besser zusammen und lernt voneinander. Es erreicht seine Ziele und erzielt großartige Ergebnisse. (Erfahrung)
Jeden Tag aufs Neue wird dadurch die Überzeugung bestätigt: Wir können uns aufeinander verlassen. Hier wird meine Arbeit wertgeschätzt. Gemeinsam leisten wir einen wichtigen Beitrag.
So entwickelt sich über die Zeit die Kultur im Unternehmen. Kultur ist die Summe der Gewohnheiten, Selbstverständlichkeiten und Verhaltensweisen. Sie verankert sich tief im Unterbewusstsein der Unternehmensmitglieder und wird so zum Unterbewusstsein der Organisation.
Deshalb lässt sie sich auch nicht einfach per Anordnung oder auf Knopfdruck verändern.
Wie wirkt Hypnose und was können wir daraus für die Unternehmenskultur lernen?
Vielleicht kennst du das: Du schaust einen spannenden Film und bist voll in der Handlung gefangen. Du bekommst nicht mit, was um dich passiert. Dein Gehirn ist in einem ähnlichen Zustand wie beim Einschlafen oder Aufwachen. Du bist wie in Trance.
In diesem Zustand schläft auch der Wachhund zu deinem Unterbewusstsein noch. Was du in diesen Momenten hörst und denkst, wird direkt in dein Unterbewusstsein geschrieben.
Hypnose nutzt das gleiche Prinzip. Der Hypnotiseur führt den Klienten in eine tiefen Entspannung oder Trance. So lassen sich alte Glaubenssätze erkennen. Der Hypnotiseur kann nützliche Suggestionen setzen und ein „Update“ für das Unterbewusstsein aufspielen.
Noch in der Hypnose wirken diese neuen Gedanken, der Klient spürt die guten Gefühle und macht neue Erfahrungen. Die sich dann in neuen Überzeugungen manifestieren. Denn das Unterbewusstsein kann nicht zwischen Wirklichkeit und Vorstellung unterscheiden. Für das Unterbewusstsein ist es, als ob du diese Situation tatsächlich erlebst.
Das „Geheimnis“ von Hypnose ist also das Erleben. Ein neues Gefühl wird verankert und es entsteht ein neuer Reality-Loop.
Das lässt sich wunderbar auf Unternehmen übertragen:
Um Veränderungen in der Unternehmenskultur zu bewirken, müssen wir tief eintauchen - ähnlich wie Hypnose in unser Unterbewusstsein.
Es gilt, die tief verwurzelten Annahmen und Werte zu erkennen, die das Verhalten und die Entscheidungen im Unternehmen leiten. Welche Glaubenssätze sind hilfreich? Welche hindern uns daran, unsere Ziele zu erreichen?
Angenommen, Führungskräfte glauben, dass nur durch Druck und Kontrolle gute Ergebnisse erzielt werden können. Dann wird das zu einem Klima der Angst führen. Mit "Unternehmenshypnose" könnten wir diese Glaubenssätze herausfordern und durch positive ersetzen. So kann eine Kultur der Zusammenarbeit, Innovation und gegenseitiger Unterstützung entstehen.
Die Hypnose beginnt zu wirken, wenn die Mitarbeitenden neue Erfahrungen machen. Wenn sie spüren, dass sich Führungsverhalten ändert. Wenn sie erleben, dass ihre Meinung wertgeschätzt wird und sie sich besser fühlen.
Praktische Schritte zur Umsetzung der "Unternehmenshypnose"
Der erste Schritt in der Umsetzung der "Unternehmenshypnose" besteht darin, die aktuelle Kultur zu verstehen. Gleichzeitig muss sich das Führungsteam seiner Rolle bewusst werden und Verantwortung für sein Tun übernehmen.
Analyse & Reflexion: Macht euch durch Interviews, Befragungen oder Diskussionsrunden ein klares Bild von eurer Kultur und findet heraus, was diese beeinflusst. Legt euch dann im Führungsteam offen die Karten. Hinterfragt: Welche Glaubenssätze und Verhaltensweisen sind dienlich? Welche hindern euch daran, euer volles Potenzial auszuschöpfen?
Positive Neugestaltung: Erzielt ein gemeinsames Verständnis, welche Werte ihr vorleben wollt. Welche Führungsprinzipien ihr zukünftig verkörpern wollt. Welche Fähigkeiten ihr dazu braucht. Setzt das um und beginnt das neue Verständnis zu leben.
Pflege und Anpassung: Bindet möglichst viele Menschen ein. Unternehmenskultur ist nicht statisch. Sondern ein dynamisches, sich ständig entwickelndes Ökosystem. Es braucht ein ständiges Ausprobieren, Lernen und Anpassen. So kann eine positive Kultur wachsen und gedeihen.
Klingt einfach. Ist es aber nicht.
Du kennst das vielleicht von deinen Neujahrsvorsätzen: Nach wenigen Tagen oder Wochen sind diese wieder futsch. Nur weil du dir vornimmst, ab morgen dein Verhalten zu ändern, wird dir das nicht gleich gelingen.
Es erfordert Engagement, Mut und Ausdauer, tief verwurzelte Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern. Das gilt auch für Führungsverhalten und die Haltung von Führung. Auch diese ist geprägt durch Erfahrungen aus der Kindheit und über die Jahre im Beruf.
Deshalb kann es hilfreich sein, bei Führungskräften mit Hypnose-Coaching zu arbeiten. So können negative Glaubenssätze gelöst werden, die das heutige Führungsverhalten unbewusst bestimmen.
Zusammenfassung
Die Unternehmenskultur ist die Summe aller Grundüberzeugungen, Selbstverständlichkeiten und Verhaltensweisen. Die Kultur ist das Unterbewusstsein des Unternehmens. Sie wirkt überall und bestimmt die Entscheidungen und Ergebnisse maßgeblich.
Kultur ändert man nicht, indem man Werte auf Powerpointfolien malt und darüber redet. Wir können uns nicht einfach hinsetzen und eine Veränderung "hypnotisieren". Es erfordert Engagement, Mut und Ausdauer.
Der Lohn?
Ein stärkeres, gesünderes und erfolgreicheres Unternehmen, das auf einer großartigen Kultur aufbaut. Mitarbeitende, die sich am Sonntag schon auf Montag freuen. Und eine Außenwirkung, die die passenden Menschen anzieht.